Peripheres Vestibularsyndrom – der Mythos vom Schlaganfall beim Hund

Beim peripheren Vestibularsyndrom handelt es sich um eine Störung des Gleichgewichtsapparates (Vestibulapparat). Eine Kombination plötzlich auftretender Symptome, wie Augenzittern, Kopfschiefhaltung, Gangstörungen und Erbrechen sind charakteristisch für diese Erkrankung.

Die Gleichgewichtsorgane befinden sich beim Hund, wie auch bei uns Menschen, im linken und rechten Innenohr. Ihre Aufgabe ist es, die Position des Körpers und der Augen mit den Kopfpositionen zu koordinieren. Bei einem Ausfall einer oder beider Gleichgewichtsorgane fehlt dem Gehirn die Information, wo oben und unten ist. Dies ist vergleichbar mit einer Seekrankheit (Reiseübelkeit).

Verwechslungsgefahr mit verehrenden Folgen:
Da diese Symptomatik dem menschlichen Schlaganfall ähnelt, wird oft fälschlicherweise vom Schlaganfall beim Hund berichtet. Die Prognose bei einem peripheren Vestibularsyndrom ist allerdings sehr viel besser und kein Grund zur Euthanasie!!!

Hinweis: Es gibt auch andere Arten von Vestibularsyndromen, wie beispielsweise das zentrale Vestibularsyndrom. Diese unterscheiden sich (teilweise) in den Ursachen sowie Symptomen und finden in diesem Artikel keine Berücksichtigung.

Symptome eines peripheren Vestibularsyndroms

  • Augenzittern (Nystagmus), Augäpfel bewegen sich ununterbrochen ruckartig von rechts nach link
  • Kopfschiefhaltung
  • Gleichgewichts- oder Koordinationsstörungen (Ataxie)
  • Gangstörungen / Stehpobleme
  • Im Kreis gehen
  • Erbrechen

Ursachen für ein peripheres Vestibularsyndrom

  • Ohrenentzündung
  • Akute Durchblutungsstörung
  • medikamentös bedingte Intoxikationen (Vergiftungen) 
  • Tumor
  • Trauma
  • Schildrüsenunterfunktion

Die genaue Ursache ist noch nicht bekannt, wodurch man häufig auch vom geriatrischen (oft sind ältere Tiere betroffen) oder ideopatischen Vestibularsyndrom spricht.

Behandlung eines peripheren Vestibularsyndroms

  • Tierarzt: Diagnosestellung, Allgemeinuntersuchung, bei Bedarf Infusion und Medikation
  • Physiotherapie: Schwindeltraining und Behandlung der überlasteten Strukturen sowie der Kopfschiefhaltung (Beginn nach Abklingen des Nystagmus)

Prognose

Die Prognose bei einem peripheren Vestibularsyndrom ist sehr gut. Nach 2-3 Tage sollte eine deutliche Verbesserung eintreten, die sich dann kontinuierlich fortsetzt. In der Regel sind nach 2 Wochen die meisten Symptome verschwunden. Die meisten Tiere genesen vollständig. Ab und an bleibt eine Kopfschiefhaltung zurück, die physiotherapeutisch behandelt werden kann.

Tipps von der Hundephysiotherapeutin

  • Gönnen Sie Ihrem Hund viel Ruhe
  • Nehmen Sie ihren Hund wenn möglich nicht auf den Arm, da der Bodenkontakt Orientierung und Stabilität gibt
  • Unterstützen Sie ihren Hund bei Bedarf beim Fressen und Trinken. Mehrere kleine Portionen aus der Hand gefüttert. Viel Trinken ist wichtig für eine schnelle Genesung.
  • Räumen Sie Gegenstände, an denen sich der Hund verletzen könnte beiseite

Gerne unterstütze ich physiotherapeutisch & osteopathisch – für ein schmerzfreies und bewegungsfreudiges Leben unserer Hunde.